Bus System? Smart Home? Wozu benötige ich das überhaupt?

Seit Jahren ist die Rede vom intelligenten Haus, dem „Smart Home“. Dabei steckt das Thema anscheinend doch noch in den Kinderschuhen. So viele Befürworter es gibt, so viele Skeptiker gibt eben es auch.

Wir zeigen euch in diesem Beitrag 5 Gründe warum ihr in eurem Neubau unbedingt ein Bus System installieren solltet.

Doch zunächst ein kleiner Exkurs in Sachen Bus System und Smart Home. Was ein Smart Home eigentlich ist, haben wir euch in diesem kurzen Artikel bereits erklärt.

Beispielhafter Aufbau eines Bus Systems anhand des internationalen Standards KNX Quelle: Buch Hausautomation mit KNX, DALI, 1-Wire und Co.

Was macht ein Bus System?

Ein Bus System ist eine kabel basierte, digitale Elektro Infrastruktur für Gebäude. Also quasi die digitale Weiterentwicklung der herkömmlichen analogen Elektroinstallation. Es besteht im wesentlichen aus folgenden Komponenten

• Bus Kabel (z.B. J-Y(ST)Y 2x2x0,8mm²)
• Sensoren und Aktoren, auch Bus Teilnehmer genannt
• Systemgeräte wie z.B. eine Spannungsversorgung oder Gateway

Alle Geräte werden über das Bus Kabel miteinander verbunden. Die Spannungsversorgung versorgt die Teilnehmer dabei mit der entsprechenden Spannung. Systemgeräte sowie Aktoren werden zentral im Verteilerschrank platziert. Die Sensoren verteilen sich dezentral im Haus und senden ihre Informationen und Befehle an die Aktoren, die daraufhin entsprechende Aktionen ausführen, wie z.B. das Schalten oder Dimmen von Licht sowie das Ansteuern der Heizung und Rollläden.

Beispiele für Aktoren:
• Schaltaktor für 230V Leuchten, Steckdosen und bestimmte Antriebe
• Dimmaktor für 230V Leuchten
• Jalousieaktor für Beschattungen (Rollläden, Jalousien und Markisen)
• Heizungsaktor für Stellantriebe

Beispiele für Sensoren:
• Tastsensor für das Dimmen und Schalten von Licht, Heizung, Jalousien und Musik
• Umgebungssensoren (Temperatur, Helligkeit, Feuchtigkeit) für das Erfassen von Umweltparametern
• Präsenz- und Bewegungsmelder
• Rauchwarnmelder

Wie man sieht ändert sich mit der Einführung eines Bus Systems die Hauselektrik grundlegend. Neben der meist auf 24V basierenden Bus Leitung wird natürlich weiterhin eine 230V Leitung für die Versorgung von konventionellen Leuchten, Küchengeräten sowie den Anschluss von Steckdosen benötigt.

Warum benötige ich nun ein Bus System und welche Arten gibt es?

Wir leben im Zeitalter der Digitalisierung. Unternehmen digitalisieren ihre Geschäfts- und Betriebsabläufe und rüsten mit entsprechender Technik auf. Im Privatleben dominieren Smartphones und Tablets unseren Alltag, da wir Informationen zunehmend digital konsumieren. Das analoge TV Signal wurde 2019 komplett abgeschaltet und das Festnetz läuft schon seit längerem weitestehend über das Internet (Voice over IP). Da ist es nur ein weiterer logischer Schritt auch die gesamte Hauselektrik zu digitalisieren. Diese digitale Hauselektrik wird mit Hilfe eines Bus Systems realisiert, das neben der 230V Leitung verlegt wird und sämtliche Gewerke wie Klima, Beleuchtung und Beschattung miteinander vernetzt.

Aus der Gesamtheit dieses Systems und der (bei KNX optionalen) Erweiterung durch eine zentrale Steuereinheit (Server) kann das entstehen, was im allgemeinen als „Smart Home“ bekannt ist.

Bus System Typen: (Auswahl)

• KNX (seit 2006 internationale Norm ISO/IEC 14543-3) Standard für Gebäudeautomation
• 1-Wire (überwiegend als Sensornetzwerk und Ergänzung für andere Bus Systeme wie KNX oder Loxone geeignet)
• DALI (überwiegend für die Beleuchtung und als Ergänzung für andere Bus Systeme wie KNX oder Loxone geeignet)
• Modbus (oftmals für die Ansteuerung von Heizungs- und Klimasystemen genutzt z.B. Viessmann und Stiebel Eltron)
• Loxone Tree (proprietäres Bus System der Firma Loxone. Einfaches System und Komplettlösung für Smart Home. Deutlich weniger Verkabelungsaufwand bei Nutzung von Loxone Tree auch für die gesamte Beleuchtung)

Es existieren also mehrere Bus Systeme und Protokolle, die sich teilweise in Konkurrenz gegenüber stehen, oftmals aber auch wunderbar ergänzen. Wir nennen euch nun hier unsere 5 Gründe warum ihr euch unbedingt ein Bus System in eurem Neubau installieren solltet.

5 Gründe für ein Bus System

1. Gewerke übergreifende Vernetzung der gesamten Hauselektrik

Bei der konventionellen Methode wird über einen Schalter das Licht ein und aus geschaltet. Wenn zusätzlich gedimmt werden soll, benötigt man einen Drehdimmer. Für die Rollläden gibt es extra Schalter, die Heizung wird ebenfalls extra über ein Thermostat geregelt. Besonderer Nachteil: Man muss sich von vornherein Gedanken darüber machen welche Leuchte(en) an welcher Stelle geschaltet werden sollen. Gleiches gilt für Rollläden. Eine nachträgliche Änderung ist hier nur mit viel Aufwand möglich. Mit einem Bus System gibt es einen Taster an der Wand, der ALLES steuern kann. Licht, Heizung/Klima, Beschattung, das Alarmsystem und, wenn man möchte, sogar die Musik. Dabei muss nicht von vornherein alles eingebunden, sondern kann nachträglich über die Programmierung ergänzt und geändert werden. Damit ist man extrem flexibel was die Platzierung sowie die allgemeine Funktion der Schaltpunkte angeht.

2. Komfortgewinn durch Zusatzfunktionen und Automation von Licht, Beschattung und Co.

Einer der größten Vorteile eines Bus Systems und der Vernetzung aller Komponenten ist der zusätzliche Nutzen und Gewinn an Komfort durch Automation. Dies macht sich besonders in der Automation der Heizung bemerkbar. Moderne Fußbodenheizungen benötigen unheimlich lange bis sich die Wärme im Estrich verteilt hat anschließend über den Boden an den Raum abgegeben werden kann. Die richtige Einstellung der Raumtemperatur über das Wandthermostat mit Drehregler ist mitunter sehr schwierig, da die Wärme eben nicht unmittelbar spürbar ist. Eine Automation unter Zuhilfenahme der aktuellen Raumtemperatur ist hier eine sinnvolle Möglichkeit der Steuerung. Ein manuelles Regeln der Temperatur ist dann nicht mehr nötig. Neben der Heizung lassen sich aber auch Licht und Beschattung automatisieren, sodass in einigen Räumen wie Fluren und Badezimmer das Licht automatisch eingeschaltet wird wenn man Nachts noch mal raus muss. Die Beschattung fährt bei zunehmender Sonneneinstrahlung automatisch ein Stück herunter und lässt morgens die ersten Sonnenstrahlen herein um einen sanft aus dem Schlaf zu wecken.

3. Energieeffizienz durch Automation

Bleiben wir beim Thema Heizung. Richtig eingestellt kann man die Heizung gänzlich von alleine arbeiten lassen ohne dass es eines manuellen Eingriffs benötigt. Dies ist im Sinne der Energieeffizienz optimal, da die Heizung nicht übermäßig auf- und zugedreht wird. Aber auch beim Licht und anderen Verbrauchern lässt sich Energie sparen, wenn diese bei Nichtgebrauch automatisch oder zu vorgegebenen Zeiten ausgeschaltet werden. Die Einbindung einer Photovoltaik Anlage bietet zusätzlich autarke Energie, die durch Automation auch noch genau dann genutzt werden kann, wenn sie benötigt wird und ansonsten gespeichert oder ins Stromnetz eingespeist wird.

4. Entlastung bei Beeinträchtigung

Ambient Assistet Living (kurz AAL) steht für Methoden und Konzepte um Menschen im Alter oder mit Behinderung das Leben in den eigenen vier Wänden so lange und so angenehm wie möglich zu ermöglichen. Eine vernetzte Haustechnik kann dabei unterstützen indem es Lichter automatisch einschaltet wo sie gerade benötigt werden und dort wieder ausschaltet, wenn sie nicht benötigt werden. Angehörige können über bestimmte Ereignisse informiert werden. Z.B. kann es ein Alarmsignal sein wenn in einem bestimmten Zeitraum in bestimmten Räumen Lichter nicht betätigt wurden. Sprachsteuerung und Fernbedienungen erleichtern zudem das Bedienen und Steuern von Licht, Beschattung und Co.

5. Erhöhte Sicherheit

Auch das Thema Sicherheit spielt eine immer größere Rolle und beginnt bereits an der Haustür. Der sichere, schlüssellose Zutritt über Transponder, Codetastatur oder den Fingerabdruck gewinnen an Beliebtheit und erleichtern den Zutritt für Bewohner, Angehörige oder andere berechtigte Personen wie Haushaltshilfe oder Nachbarn. Zudem kann man bereits aus dem Arbeitszimmer heraus sehen wer an der Tür steht und ggf. die Tür öffnen oder eben nicht. Fenster und Türen werden von Sensoren überwacht, sodass versehentlich offen gelassene Fenster der Vergangenheit angehören. Bewegungsmelder im inneren des Hauses können zur Überwachung bei Abwesenheit einbezogen werden und Kameras um das Haus sorgen für zusätzlichen Schutz und Abschreckung.

Ein Bus System hat also viele Vorteile gegenüber der konventionellen Elektroinstallation ohne Vernetzung und bietet den Bewohnern sowohl Komfort als auch echten Nutzen. Nicht alles macht für jeden gleichermaßen viel Sinn, doch auch eine Basis Installation kann auch im Nachhinein noch erweitert werden. Wichtig ist jedoch, dass man schon bei der Planung des Hauses an mögliche Erweiterungen denkt und die entsprechenden Kabel an Ort und Stelle z.B. in Leerrohre legt.

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